Im Test: Still there
Das italienische Indie-Studio GhostShark Games veröffentlichte im November 2019 das psychologische Abenteuerspiel „Still there“. Wir haben uns angesehen, was sich hinter dem Titel verbirgt und ob das Spiel genauso gut wie der italienische Kaffee ist.
In „Still there“ schlüpft ihr in die Rolle von Karl, einem Weltraumleuchtturmwärter. An Bord der Bento ist es eure Aufgabe, alles instand zu halten und eure tägliche Aufgabenliste brav abzuarbeiten. Dabei an eurer Seite ist Gorky, die künstliche Intelligenz der Raumstation, der gerne einmal den einen oder anderen Spruch loslässt. Da es sich hier um ein Adventure handelt, hält die normale Routine natürlich nicht lange an. Regelmäßig gibt es Ausfälle und Probleme mit den Systemen, die es dann zu reparieren gilt. Selbstverständlich alles in Form von Rätseln.
Als Beispiel: Im Laufe eurer Tage auf der Bento fällt euer Kühlsystem aus. Der verantwortliche Übeltäter ein Leck. Doch leider habt ihr nicht mehr die benötigten Ersatzteile zur Hand. Zusätzlich steigt mit jeder Minute die Temperatur in der Station. Ihr müsst also so schnell wie möglich zwei Dinge finden. Etwas um das Loch abzudecken und etwas Klebriges damit der zuvor erwähnte Gegenstand hält.
Doch das ist nur die eine Seite: Schon zu Beginn wird klar, dass sich noch mehr hinter der Fassade des Arbeitsalltags versteckt. So wird unser Protagonist jede Nacht von ominösen Träumen geplagt. Außerdem werden Karls Frau Hani und seine Tochter Eshe immer wieder thematisiert. Was es mit diesen Personen auf sich hat und was alles in der Vergangenheit passiert ist, verraten wir nicht – das müsst ihr selbst herausfinden.
Im Weltall bist du ganz allein
Dies gilt auch für jegliche Anleitung, denn wie bereits erwähnt, ist Gorky der einzige wirkliche Ansprechpartner und mehr als ein paar Vorschläge, kleine Hinweise und viele unterhaltsame Sprüche werdet ihr aus ihm nicht herausbekommen. Es bleibt euch also nichts anderes übrig, als sich mit der Gebrauchsanweisung des Schiffes gut auseinanderzusetzen. Und selbst diese ist eher ein Leitfaden, als ein genauer Lösungsweg bei den diversen Problemen, die im Laufe der Geschichte auftreten. Allein daran merkt man schon, dass der Spieler hier nicht geschont wird. Genau wie zur Glanzzeit der Adventures gilt es hier, die grauen Zellen mal wieder richtig anzustrengen.
Aber keine Angst: Für alle, die dies nicht mehr gewohnt sind oder einfach die Geschichte erleben wollen, gibt es bei jedem Rätsel die Möglichkeit, es zu vereinfachen. Dadurch müsst ihr zwar, wenn ihr am PC spielt, auf das Steam-Achievement verzichten, aber wenigstens lauft ihr nie Gefahr an einer Stelle zu lang stecken zu bleiben.
Klein aber fein
Die Entwickler wurden von klassischen Adventures wie Monkey Island und Maniac Mansion inspiriert. So erfolgt, genau wie damals bei den Werken aus dem Hause LucasArts, die Steuerung durch Point-and-Click-Befehle.
Ein paar Besonderheiten hält „Still there“ trotzdem parat. So gibt es, da sich alles innerhalb der Bento abspielt, nur wenige Ansichten und auch den Protagonisten bekommt man nie wirklich zu Gesicht. Trotz dieser Einschränkungen schafft es das Spiel, dass keine Monotonie oder Langeweile aufkommt. Dank der mit vielen Details liebevoll gestalteten Szenen, entdeckt man immer wieder etwas Neues.
Das Schöne daran ist, dass fast jede Kleinigkeit mit einem Kommentar oder Dialog bedacht wurde. Das beinhaltet auch die vielen Post-it, die überall von eurem Vorgänger verteilt wurden.
Fazit
„Still there“ schafft es mein Adventure-Fanherz höher schlagen zu lassen. Die Rätsel wurden nicht wie bei den meisten Spielen heutzutage vereinfacht und angepasst, sondern sind oft richtig harte Nüsse – genau wie ich es liebe. Aber nicht nur die Hindernisse beschäftigen euch für eine längere Zeit, sondern auch die Geschichte. Sie ist fesselnd und spornt an immer weiterzumachen, da man wissen will, wohin sie führt, auch wenn man bei einem Rätsel etwas länger grübeln muss. Aber auch nach dem Ende von „Still there“ bleibt die Story im Gedächtnis und lädt zum Nachdenken ein. Man merkt einfach, dass die Entwickler viel Liebe in die einzelnen Aspekte gesteckt haben.
Unsere Bewertung
Story - 95%
Rätsel - 80%
Humor - 90%
Grafik - 80%
Steuerung - 85%
86%
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass hier alle, die auf tiefgründige Geschichten, die zum Nachdenken anregen, stehen und sich nicht vor kniffeligen Rätseln abschrecken lassen, voll auf ihre Kosten kommen.
Pro
- Story, die zum Denken anregt
- Unterhaltsame Dialoge
- Detailreiche Gestaltung
- Herausfordernde Rätsel
Contra
- – Steuerung manchmal unklar