Kolumne: Boykott-Aufruf gegen Hogwarts Legacy
Wieso J. K. Rowling nicht der Boykott-Auslöser sein sollte
Seit der Ankündigung von Hogwarts Legacy ist die Harry Potter-Community gespalten. Dies liegt hauptsächlich an den transfeindlichen Äußerungen von J.K. Rowling, der Schöpferin der Harry Potter-Reihe. Rowling sorgte in der Vergangenheit für Aufruhr, indem sie öffentlich ihre Ansicht zum Ausdruck brachte, dass Transmenschen nicht als Menschen angesehen werden sollten. Ihre Popularität nutzte sie, um ihre transfeindlichen Überzeugungen zu verbreiten. (Quelle 1, 2 und 3)
J. K. Rowling und die Vorwürfe zur Transfeindlichkeit
Aber ist das wirklich so? J.K. Rowling wird oft als transfeindlich und hetzerisch gegen Transmenschen bezeichnet. Diese Vorwürfe sind jedoch nicht ganz zutreffend und die Wahrheit ist komplexer. Es ist wahr, dass J.K. Rowling eine Organisation unterstützt, die sich auf die Rechte biologischer Frauen konzentriert und sich gegen das Selbstbestimmungsgesetz ausspricht. Gerade der letzte Punkt hinterließ bei vielen Menschen einen negativen Eindruck.
Tatsächlich äußert sich J.K. Rowling jedoch mit Bedenken und Fragen zu dem Thema. Sie hat berechtigte Bedenken, dass das Selbstbestimmungsgesetz es einer Person erlaubt, frei zu entscheiden, ob sie sich eher männlich oder weiblich fühlt und somit berechtigt ist, Einrichtungen zu besuchen, die nur für ein Geschlecht bestimmt sind, wie Frauenhäuser, Toiletten oder Umkleideräume für Frauen oder Frauengefängnisse.
Dies kann zu Problemen führen, da ein Mann, der sich dieses Gesetz zu eigen macht, ungestraft Frauenhäuser oder Umkleideräume betreten kann und den Schutz dieser Einrichtungen aufhebt. Sollte dieser Mann wegen sexueller Übergriffe oder Vergewaltigung anschließend ins Gefängnis kommen, kann er sich in ein Frauengefängnis stecken lassen. Diese Bedenken sind berechtigt und sollten in einer Demokratie diskutiert werden.
Das Problem bei J. K. Rowling ist, dass ihre Zitate oft aus dem Kontext gerissen werden und gerade aufgrund der Zeichenbegrenzung auf Twitter einen Nährboden für eine Falschdarstellung bieten. J.K. Rowling hat bereits ein Statement veröffentlicht, in dem sie ihre Position erklärt. dass ihr euch gerne durchlesen dürft.
Macht das J. K. Rowling nun nicht transfeindlich? Jein, denn richtig und falsch gibt es hier nicht, aber das Thema lädt zur Lagerbildung ein. J.K. Rowling konzentriert sich auf den Schutz von Frauen und macht auf Bedrohungen aufmerksam. Deshalb sollte man weder ihre Meinung noch ihre Bedenken aberkennen. (Quelle 4)
Boykott aufgrund einer Person
Während einige Personen den Boykott von Hogwarts Legacy fordern, weil sie J.K. Rowling als transfeindlich ansehen, gab es in der Vergangenheit auch andere Fälle, bei denen Spiele aufgrund des Verhaltens ihrer Schöpfer boykottiert werden sollten. Ein bekanntes Beispiel ist Kingdom Come Deliverance, bei dem Daniel Vávra, Director, Designer und Co-Founder von Warhorse Studios, aufgrund seiner kontroversen Ansichten im Zusammenhang mit GamerGate und Verbindungen zur Neonazi-Szene für Aufmerksamkeit sorgte. In dem Spiel spiegelte sich Vávras Ideologie des „weißen Mittelalters“ wider und ignorierte die multikulturellen Einflüsse, die in wissenschaftlichen Essays belegt wurden. Dies war mitunter ein Grund, warum einige Magazine, unter anderem auch wir, nicht über dieses Spiel berichtet haben. (Quelle 5)
Im Gegensatz dazu haben die Entwickler und Publisher von Hogwarts Legacy versichert, dass J.K. Rowling keinen direkten Einfluss auf das Spiel hatte, sondern lediglich die Welt von Harry Potter und dessen Charaktere zur Verfügung stellte. (Quelle 6)
Stellt sich die Frage: Boykottieren oder doch kaufen?
Wieder eine dieser Fragen, die nicht so leicht zu beantworten sind. Ein Boykott würde in erster Linie den Entwicklern schaden und nicht unbedingt J.K. Rowling treffen, da das Harry Potter-Franchise jedes Jahr Millionen von Dollar Umsatz generiert. Zudem ist unklar, ob J.K. Rowling von den Einnahmen aus Spielverkäufen direkt profitieren würde oder branchenüblich eine einmalige Lizenzgebühr erhält. (Quelle 7)
Das Thema Lizenzierung ist nochmal ein spezielles für sich. Denn eigentlich liegt die Harry Potter Lizenz bei “Wizarding World”, welches von J. K. Rowling und Warner Bros. gegründet wurde, um die Rechte an dem Harry Potter-Franchise zu verwalten. (Quelle 8)
Testberichte oder Schlagzeilen können maßgeblich die Meinung zum Thema beeinflussen, aber am Ende bleibt die Entscheidung, ob man Hogwarts Legacy kaufen möchte, einem selbst überlassen. Es ist wichtig, dass jeder seine eigene Meinung hat und diese respektiert werden sollte, unabhängig davon, ob man das Spiel kauft oder nicht.
Abschließend möchte ich euch noch einige Verweise hierzu nahelegen. Zum einen wäre da das Statement von J.K. Rowling und zum anderen das Gespräch zwischen Heiko Klinge von der Gamestar und Thomas Goik und Robin Schweiger vom Hooked Magazin zum Thema Politik im Videospieljournalismus.
Ebenso hat der Content Creator Kugelmagnet Eddie hierzu ebenfalls Recherchen angestellt und ein Video dazu auf seinem YouTube-Kanal veröffentlicht.
Ihr könnt euch auch gerne in den Kommentaren zu dem Thema auslassen, aber bitte bleibt sachlich und respektiert die Meinungen anderer.