Für alle, die den DCP via Social Media oder aber im Livestream verfolgt haben, stellt sich die Frage, was denn am Gala–Abend im Vordergrund stand?
Es wurde eigentlich alles geboten, was man nicht erwartet hätte. Auch die Frage nach dem Fokus der Veranstaltung verlagerte sich eigentlich von Beginn an von der Ehrung und Würdigung der Nominierten zu einer Mischung aus Politiktalk, unnötigen Klischeeerfüllung und Möchtegern Comedy-Veranstaltung.
„Es war nicht alles schlecht“ könnte man den Abend zusammenfassen. Und ja in der Tat wurde neben Verhöhnung einzelner Anwesender und quälenden Fragen einer Ina Müller, auch ernste, wichtige Themen angeschnitten.
Den wohl fulminantesten Auftritt des Abends legte Staatsministerin für Digitalisierung der Bundeskanzlerin, Dorothee Bär, hin, noch bevor die eigentliche Show startete. Mit ihrem „Berliner Äquivalent zum Dirndl“ sicherte sich die CSU Politikerin nicht nur direkt auf dem roten Teppich die Aufmerksamkeit der Fotografen, sondern auch die der Moderatorin des Abends und der Mitlaudatoren und Laudatorinnen später auf der Bühne des DCPs mehrmals während der Preisverleihung.
Erzwungen und niederschmetternd beschreibt wohl mit am besten die Moderationsleistung von Ina Müller Sie selbst gab beim Start der Show an, dass sie eigentlich keine Ahnung vom Gaming und allem was dazugehört hat. Aber hey so viel schlechter könne sie es ja nicht mache, ein Format, dass Barbara Schöneberger ja schon „an die Wand gefahren“ hätte. Doch was einer Barbara Schöneberger gelang, war einer Ina Müller je weiter die Show Fortschritt nicht möglich. Sie wurde mit dem Thema „Gaming“ einfach nicht warm.
Begleitet wurden ihre Anmoderationen der Laudatoren von qualifizierten, klischeebehafteten Kommentaren. Einer jedoch hat gut gegengehalten und ihr die Stirn geboten. Timo, FIFA eSportler beim VfL Wolfsburg, der richtig leiden sollte. Doch brillantes Mediacoaching und eine unglaubliche Bühnenpräsenz lies die alte Dame schnell noch älter aussehen.
Neben den Standard Fragen und Vorurteilen, die über Gamer immer dem selben Schema folgen, wusste sich der och junge Laudator wortgewandt zu verteidigen.
„Als esportler wird man immer suf die Schippe genommen. Ich weiss nicht warum, wir haben nichts gemacht. Ich war doch nur zu Hause.“#derDCP19 #dcp19 @TimoX08 pic.twitter.com/iw9p3jEf7j
— Mystixx (@NewsEule) 9. April 2019
Mit einer dann ungewollten humoristischen Einlage verkündete er die Nominierten und letzten Endes den Sieger in der Kategorie bestes Multiplayer Game. Den Titel in dieser Kategorie sicherte sich Super Mario Smash Bros. Ultimate.
Weiterhin begleitet wurde der Abend und die Preisverleihung von politischen Auseinandersetzungen und gegenseitigen Sticheleien, die auch Moderatoren Ina Müller immer wieder mit verwertete. Neben der Co-Gastgeberin und bereits erwähnten Doro Bär, gesellte sich noch ebenfalls als Co-Gastgeber Andreas Scheuer hinzu. Ebenfalls CSU-angehörig bekleidet er seit 2018 in Merkels Kabinett den Posten des Bundesministers für Verkehr und digitale Infrastruktur. Doch damit nicht genug auch SPD-Generalsekretär, Lars Klingbeil, gesellte sich zu der illustren Runde und verkündigte die Nominierten und den Gewinner in den Newcomer Kategorien.
So wurden es auch das ein oder andere Mal politisch am Abend. Der Ausbau für flächendeckendes 5G-Netz spielte ebenso eine Rolle, wie im Koalitionsvertrag verankerte Förderung im Bereich eSports. Dies sagt Klingbeil zum Beispiel auch auf seinem offiziellen Twitter-Account:
Ich habe heute die Nachwuchs-Auszeichnung des #derDCP übergeben – das ehrt mich sehr! Ich glaube an unseren Entwickler-Nachwuchs in Deutschland. Wir können als Games-Standort nur dann besser werden, wenn wir den talentierten Nachwuchs unterstützen und wertschätzen. pic.twitter.com/ADBbb5sO1y
— Lars Klingbeil ?? (@larsklingbeil) 9. April 2019
Insgesamt sollen gute 50 Millionen Euro im Bereich Gaming zur Verfügung gestellt werden. Hier sei auch Horst Seehofer in der Pflicht den Weg zu ebenen und ermöglichen.
Natürlich durfte auch das Klischee der Killerspiele und der dicken Kellerkinder nicht fehlen, was aber gekonnt ausgestochen wurde. Doch da war doch noch was? Bei einer Preisverleihung sollten im Normalfall die Auszuzeichnenden und die Gewinner im Vordergrund stehen, was leider ausblieb. Dennoch kann man sagen, dass die Gewinner zum Teil sprachlos und mehr als glücklich über die Entscheidung der Jury waren. Auch die bisherige Rekordsumme von 590.000€, finanziert durch den GAME-Verband und dem Bund.
Gaming ist bei der breiten Masse der Bevölkerung einfach noch nicht angekommen. Und es liegt auch an der Politik weiterhin Aufklärung, Förderung und Unterstützung zu leisten, damit sich dies in Zukunft ändert. Der Grundstein ist gelegt und bleiben wir gespannt, wie der nächste DCP ausgehen wird. Der aktuelle dürfte den Leuten jedoch nicht unbedingt im Guten in Erinnerung bleiben.
Mehr zum Thema erfahrt ihr auch in unserem Beitrag ALLE GEWINNER und in den mit MotekTV zusammen produzierten Videos auf der nächsten Seite.