Die Sache mit dem Crunch
Neben diesen ganzen Verschiebungen, bröckelte das Image von CD Projekt Red an anderer Stelle. Das Stichwort “Crunch” machte in mehreren Redaktionen die Runde. Die Mitarbeiter von CD Projekt Red müssten durch die Verschiebungen Überstunden im Akkord leisten, um das Spiel fertigzustellen. Jason Schreier schrieb dazu am 29. September 2020 einen Artikel auf Bloomberg. Dass CD Projekt Red eine sechs Tage Woche einführt, obwohl erst im Mai 2019 auf kotaku versichert wurde dies nicht zu tun und eine humanere Arbeitsumgebung zu schaffen, setzte viele Fragezeichen in den Raum. Die extra Arbeit solle zwar bezahlt werden, doch war dieser Schritt ein Zeichen dafür, dass es Cyberpunk 2077 überhaupt nicht gut geht und eine Veröffentlichung im April utopisch gewesen wäre.
Dieser Crunch hielt bis zur Veröffentlichung am 10. Dezember 2020 an und zieht sich vermutlich, der aktuellen Situation geschuldet, noch bis ins nächste Jahr fort.
Unspielbar und falsche Versprechen
Mit der Veröffentlichung brach das Kartenhaus endgültig zusammen und die Öffentlichkeit wurde mit der Realität von Cyberpunk 2077 konfrontiert. Es ist ein Desaster. Sämtliche Versionen strotzen nur so von Fehlern und Bugs. Je weiter man sich von der Hauptgeschichte entfernt, um so mehr fallen diese auf. Dass das Spiel komplett spielbar ist, ist hinsichtlich der Softlocks (eine Mission wird trotz der Erfüllung nicht fortgesetzt und das Spiel geht nicht weiter voran) eine glatte Lüge. Die Performance ist unterirdisch und erreicht höchstens auf den Next-Gen Konsolen und guten Mittelklassen PCs ein flüssiges Bild. Weit abgeschnitten die PlayStation-4-Version, welche zu einer Horroshow mutiert ist. Grafiken werden nicht geladen, Animationen nicht abgespielt und die KI spielt verrückt.
Was uns CD Projekt Red hier abliefert passt zum Bild der verschobenen Termine. Die Versprechen, dass “nur noch gepolisht” wurde, können angesichts der Qualität des Spiels nicht stimmen. Dem Spiel fehlen mehrere Monate Entwicklungszeit und Cyberpunk 2077 hätte nie einer Veröffentlichung im April 2020 standgehalten. Man könnte sogar annehmen, dass die Versionen für die PlayStation 4 und Xbox One in der Zeit zwischen April und Dezember entstanden sind. Wir haben eine offene, schön gestaltete Stadt bekommen, mit Menschen die nichts tun, außer ziellos umherzulaufen und zwischendurch etwas zu Essen. Von der versprochenen Tagesroutine kann keine Rede sein. Sowohl die Interaktion mit den NPCs, als auch der Umgebung ist auf einem Nullpunkt. Hinzu kommt eine Menüstruktur, die grausig ist und von Benutzerfreundlichkeit nichts gehört hat.
Dieses ganze Konstrukt erinnert an die Geschichte zu No Man’s Sky. Auch hier hatten sich die Entwickler übernommen und das Spiel in der Öffentlichkeit zum Himmel gelobt. Doch was am Ende erschienen ist, war ein unfertiges Spiel, welches nur einen Bruchteil der versprochenen Inhalte bot. Mittlerweile wurde No Man’s Sky durch Patches und kostenlose Erweiterung komplett umgekrempelt. Diese Leistung wurde auf den diesjährigen Game-Awards mit einem Preis gewürdigt.
Dem Umtausch sei Dank
CD Projekt Red hatte einige Tage nach Veröffentlichung zu Rückerstattungen geraten und sich für den Zustand des Spiels entschuldigt. Man sollte sich an Sony, Microsoft, Steam, Google, etc wenden und das Spiel ohne Probleme zurückgeben. Falls das nicht funktionieren würde, bliebe noch der Weg direkt über den Support von CD Projekt Red.
Zumindest war das bis vor kurzem so angedacht. Nachdem CD Projekt Red eine Roadmap für die kommenden Patches in den ersten Januarwochen veröffentlichte, gab es die “einfache Rückerstattung” nicht mehr. Denn nun verwies Sony auf diesen Plan und bat die Spieler doch auf die ersten Patches zu warten.
CD Projekt bekam erst über die Community davon etwas mit, was bedeutet, dass beide Parteien nie ein Wort über die Rückerstattung gewechselt hatten. Um dem ganzen noch die Krone aufzusetzen, wurde Cyberpunk 2077 seitens Sony am 17.12.2020 aus dem PlayStation Store entfernt und eine allumfassende Rückerstattung gestartet. (Siehe: PlayStation.com) Die zahlreichen Anfragen auf Rückerstattung und das Kommunikationschaos waren wohl zu viel, sodass Sony erstmals eine solche Entscheidung getroffen hat.
Ich blicke auf Cyberpunk mit einem lachenenden und weinenden Auge zugleich.
Das beweist mal wieder das Grafik nicht alles, Spieltiefe mit einem Hollywood Schauspieler nicht erkauft werden kann und versprechen leider, wie zu oft, gebrochen werden.
Wie findet ihr euer Cyberpunk 2077?